Massenverbrechen Zwangsarbeit.

Kaufbeuren wagt Erinnerung

ab 22.11.2024  

 

Mit einer künstlerischen Spurensuche von Cornelia Renz

24.01. - 10.08.2025

Das Stadtmuseum Kaufbeuren führt seine 2018 begonnene Spurensuche zum Nationalsozialismus fort. Das Ausstellungsprojekt „Massenverbrechen Zwangsarbeit“ nimmt bislang unerzählte Geschichte(n) in den Blick. Basierend auf Zeitzeugnissen und Archivalien zeigt das Stadtmuseum eine von der Kulturwissenschaftlerin Dr. Maria Anna Willer erarbeitete Intervention in der Dauerausstellung. Eine künstlerische Spurensuche mit Arbeiten von Cornelia Renz eröffnet eine weitere Sicht auf die historischen Zusammenhänge.

Erinnerung entsteht im Bewusstsein der Geschichte. Die Gegenwart entscheidet, ob und wie erinnert wird. Mit der Digitalisierung erhält die Erinnerung eine weltweite Vernetzung und der Geschichtsschreibung eröffnen sich neue Recherchemöglichkeiten. Hinzu kommen Quellen, die im Stadtarchiv Kaufbeuren neu entdeckt wurden. Diese ermöglichen es, die Geschichte der NS-Zwangsarbeit in der Stadt Kaufbeuren heute vertiefter und individueller zu schreiben. Wir stehen am Anfang einer Erinnerungskultur, welche „Zwangsarbeit in Kaufbeuren“ als Verbrechen an mindestens 4.206 Menschen aus vielen Nationen Europas dokumentieren kann. Die Stadt Kaufbeuren stellt sich diesem Erbe – 79 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur und erinnert, dokumentiert und legt das Unrecht der NS-Zwangsarbeit offen.

Beim Einmarsch der amerikanischen Streitkräfte in Kaufbeuren Ende April 1945 befreiten diese mehrere tausend Menschen, welche für die Rüstungsindustrie unter Zwang und in Gefangenschaft arbeiteten und die unmenschlichen, teils lebensbedrohlichen Arbeits- und Lebensbedingungen überlebt hatten. Sie waren Teil eines von der NS-Herrschaft im „Deutschen Reich“ und den besetzten Gebieten etablierten Ausbeutungssystems, das Menschen nach angeblichen „Rasse-Kriterien“ einteilte und die menschliche Arbeitskraft profitorientiert bis zu deren vollkommenen Erschöpfung oder Tod nutzte. In Kaufbeuren leisteten die aus vielen Ländern Europas Verschleppten Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie oder für die Aufrechterhaltung der heimischen Wirtschaft. Nur kurze Zeit später entstand 1946 auf den Trümmern der ehemaligen Munitionsfabrik Dynamit AG und den Baracken des Zwangsarbeiterlagers der neue Stadtteil Neugablonz.

In der Dauerausstellung werden Stätten der Zwangsarbeit in Kaufbeuren beleuchtet, ausgewählte Einzelbiographien vorgestellt und die juristische und lokalgeschichtliche Aufarbeitung der Zwangsarbeit in der Nachkriegszeit betrachtet. In der Sonderausstellung "]...[ Gedächtnisfinsternis" greift Cornelia Renz Zeitzeugnisse und Archivalien auf und entwickelt diese künstlerisch weiter. Cornelia Renz ist in Kaufbeuren aufgewachsen, hat kurz nach der Wende in Leipzig studiert, lebte viele Jahre in Israel. Fragen nach dem Verhältnis von Heimischen, Vertriebenen und Zugewanderten sind ihr wichtig. Was bedeutet Heimat und für wen? Neben eigenen Arbeiten umfasst Cornelia Renz‘ Ausstellung Video- und Fotoarbeiten jüdisch- und palästinensisch-israelischen Künstlerinnen und Künstler Raya Bruckenthal, Raafat Hattab, Michelle Medenblik und Zvi Tolkovsky. Schülerinnen und Schüler der Staatlichen Berufsfachschule für Glas und Schmuck haben künstlerische Beiträge entwickelt, die an ausgewählte jüdische Opfer des KZ-Außenlagers Riederloh II erinnern.

Das Ausstellungsprojekt wird gefördert vom Kulturfonds des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst.

Sehen Sie hier einen Bericht von TV Allgäu vom 2.12.2024 über das Ausstellungsprojekt:

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Inhalte anzeigen
  • Cornelia Renz: Gedächtnisfinsternis 24.01. - 10.08.2025

  • Veranstaltungen im Stadtmuseum

  • Führungen für Erwachsene

  • Führungen für Schulklassen

Hier finden SIe die Pressemeldungen rund um das Ausstellungsprojekt: